Sicher ans andere Ufer oder auf Outdoor-Chinesisch: Richtig Furten

Wertvolle Tipps zur Bonney Lake Kanuroute Kanada

Verstehst du bei dem Begriff „Furten“ nur Bahnhof? Dann geht es dir genau gleich wie mir vor unserem Urlaub in Island. Mittlerweile weiss ich, dass damit das Durchwaten von Flüssen gemeint ist. Aber nicht nur das, sondern auch wie man es richtig macht:-) Wir möchten dir ein paar Tipps mit auf den Weg geben, denn vor allem im hohen Norden zählt Furten zu einer der wichtigsten Backcountry Skills. Brücken sucht man oft vergebens. Und nicht immer kann man über einen Baustamm balancieren oder von Stein zu Stein hüpfen. Also bleibt dir nichts anderes übrig als Furten:-) Lies weiter, wenn du herausfinden möchtest wo, wann, wie und womit du am besten furtest.

Wo solltest du furten?

Je geringer der Wasserstand desto einfacher ist das Furten (macht Sinn, oder?). An Flussverengungen ist das Wasser meistens tiefer als an weiten Flussstellen. Such dir also am besten eine breitere Stelle für die Überquerung. Aber all zu breit sollte sie auch wieder nicht sein. Oft durchquerst du eisig kaltes Wasser, da bist du froh um jeden Meter, den du einsparen kannst. Es lohnt sich also auch nach Kiesinseln Ausschau zu halten. Zudem ist die Fliessgeschwindigkeit oberhalb einer Stromschnelle meistens etwas geringer als unterhalb.

Wann kannst du furten und wann nicht?

Wie hoch das Wasser sein darf, ist sowohl von der Fliessgeschwindigkeit als auch von der Wassertemperatur abhängig. Wir mussten in Kanada teilweise Gletscherflüsse queren, da fühlte ich mich schon etwas unwohl, als das Wasser leicht über den Knien war. Hingegen haben wir in Hawaii einen fast stehenden Fluss gequert, bei dem das Wasser beinahe bis zur Hüfte kam. Einen reissenden Bergfluss würde ich aber eher weniger überqueren, wenn das Wasser höher als bis zur Mitte des Oberschenkels stehen würde. Denn das Wasser hat eine enorme Kraft und irgendwann ist der Druck so gross, dass man den Boden unter den Füssen verlieren würde. Und das solltest du um jeden Preis vermeiden. Eine Faustregel besagt, dass man keine Flüsse überqueren sollte, die schneller als Lauftempo fliessen.

 

Sofern der Fluss von schmelzendem Schnee gespeist wird, ist der Wasserstand am Nachmittag besonders hoch. Es lohnt sich also dies bereits bei der Tourenplanung zu berücksichtigen und kurz vorher zu übernachten oder extra früh aufzubrechen.

 

Gewisse Flüsse steigen bei starkem Regen enorm schnell an. Einen gefluteten Fluss sollte man unter keinen Umständen versuchen zu überqueren. Dies kann tödlich enden.

 

Furten ist übrigens teilweise fast sicherer als von Stein zu Stein zu hüpfen oder auf einem Baumstamm zu balancieren. Insbesondere wenn diese nass sind und die Gefahr besteht auszurutschen.

Was brauchst du zum Furten?

Ich würde nie mehr ohne Trekkingstöcke furten, ausser es liesse sich nicht vermeiden. Sie geben dir nicht nur mehr Stabilität, sondern helfen dir auch beim Abtasten des Untergrundes, wenn du den Boden nicht siehst (was bei ca. 90% der Flüsse der Fall war, die wir furten mussten:-)). Aus Sicherheitsgründen würden wir dir empfehlen, die Schlaufen des Trekkingstockes nicht zu verwenden. Sofern du nämlich ins Wasser fällst, solltest du innert kürzester Zeit deinen Rucksack ausziehen können. Da könnten die Trekkingstöcke im Weg sein. Du musst sie aber gut festhalten, da die Strömung sonst deine Stöcke mitreissen könnte.

 

Wichtig ist auch das richtige Schuhwerk. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Aber „die“ Variante gibt es nicht. Entweder man hat schön warm, trägt dafür aber etwas mehr Gewicht. Oder man spart ein paar Gramm ein, läuft dafür aber die Gefahr die Zehen aufzuschlagen. Wir stellen dir hier die einzelnen Varianten kurz vor. Am besten du entscheidest selbst, was für dich die richtige Option ist.

Zudem könntest du auch barfuss den Fluss überqueren oder einfach deine Wanderschuhe anbehalten. Aus eigener Erfahrung raten wir dir aber von beidem ab. Die Gefahr, dass man ohne Profil (sprich barfuss) auf den Steinen ausrutscht oder sich aufschürft ist ziemlich gross. Und glaubt mir, es gibt Angenehmeres als mit aufgeschürften Füssen ein Trekking zu bestreiten. Vor allem in den nördlichen Gebieten würden wir die Wanderschuhe auf alle Fälle ausziehen, denn diese trocknen nur sehr langsam. Und wer nach einer Woche lang wandern in nassen bzw. feuchten Schuhen keine Blasen kriegt, der ist echt bewundernswert. Also wir gehören definitiv nicht dazu:-)

 

Zu eurer Beruhigung: Sobald man wieder losläuft wärmen sich die Füsse recht schnell wieder auf. Sprich auf das zusätzliche Gewicht für warme Füsse während dem Furten würden wir verzichten:-)

Embed from Getty Images
Embed from Getty Images

Wie furtest du richtig?

Bevor du dich in das kalte Nass begeben wirst, gilt es ein paar Vorbereitungen zu treffen:

  • Richtiges Schuhwerk anziehen und Wanderschuhe im Rucksack verstauen oder stabil aussen befestigen.
  • Hosen hochkrempeln oder ausziehen. Wir haben uns meistens für letzteres entschieden, denn das Wasser spritzt teilweise schon recht weit nach oben.
  • Sicherstellen, dass alles wasserdicht verstaut ist. Wenn du aber unseren Tipp mit den Packsäcken befolgt hast, kannst du diesen Punkt getrost überspringen.
  • Hüft- und Brustgurte des Rucksacks öffnen. Unter den Trekkern kursieren Horrorgeschichten, dass schon Wanderer beim Furten schon ertrunken seien, weil sie das Gewicht des Rucksacks so stark nach unten gezogen hat, dass sie weder aufstehen noch sich befreien konnten. Also: Stelle sicher, dass du dich im Falle eins Falles möglichst schnell von deinem Monster befreien kannst.
  • Wenn du dir noch einen Gefallen machen willst, dann stell doch sicher, dass du dein Handtuch ziemlich weit oben im Gepäck hast. Deine kaum mehr spürbaren Füsse werden es dir nach der Querung eines kalten Flusses danken.

Du hast all diese Punkte befolgt, dann kann es also losgehen mit dem Kneippen:-) Dein Blick sollte immer bergwärts gerichtet sein. Du solltest also stets sehen, wo das Wasser herkommt. Du wirst merken, dass es ziemlich anstrengend ist, den Fluss gerade zu furten (noch strenger, wenn du dich während dem Queren auch noch leicht flussaufwärts bewegst). Am einfachsten querst du also den Fluss leicht schräg in Flussrichtung.

 

Mache jeden Schritt konzentriert und teste zuerst, ob der Stein hält, bevor du dein Gewicht verlagerst. Laufe stetig, hetze aber nicht. Und habe Mut genug umzukehren, wenn du dich nicht mehr wohl fühlst.

 

Die "Expertenmeinungen" gehen zwar diesbezüglich auseinander. Wir haben uns aber eigentlich am wohlsten gefühlt, wenn wir den Fluss zusammen überquert haben. Raphi ist mit zwei Stöcken voraus, ich hab mich an seine Hüfte geklammert. Raphi hat dabei die sogenannte Quadpod-Methode (zwei Beine und zwei Stöcke) angewendet und hat jeweils nur einen Berührungspunkt aufs Mal gelöst. Das ist die Quintessenz der Quadpod-Methode: entweder nur ein Bein oder ein Stock, niemals zwei Dinge gleichzeitig. Sobald Raphi wieder einen festen Stand hatte, habe ich den nächsten Schritt gemacht. Und so gingen wir jeweils Schritt für Schritt aufs andere Ufer zu.

 

Dieser „Zug“ verlangt aber gute Absprache und auch Vertrauen. Wer das als zu grosse Strapaze für die Idylle anschaut oder sowieso alleine unterwegs ist, der kann mithilfe der Tri- bzw. Quadpod (d.h. mit Unterstützung von einem bzw. zwei Stöcken) sich auf die andere Seite vortasten.

Embed from Getty Images
Embed from Getty Images

Noch Fragen? Dann schreib uns einen Kommentar! Auf jeden Fall wünschen wir dir viele tolle Flussdurchquerungen!



Kommentar schreiben

Kommentare: 0