
Der Torres del Paine Nationalpark ist ein Must-See und ein Trekking-Klassiker schlechthin. Er erfreut sich immer höherer Beliebtheit. Dies hat aber zur Folge, dass man insbesondere im vorderen Teil vergebens nach der Einsamkeit Patagoniens sucht. Der hintere Teil jedoch, wird nur von rund 5% der Parkbesucher begangen. Ein Grund mehr, weshalb wir dir ans Herz legen, das ganze Bergmassiv zu umrunden.
Das Trekking vorzubereiten ist eine ziemliche Herausforderung, denn die einzelnen Campingplätze gehören zu nicht weniger als drei verschiedenen Organisationen. Unsere Tipps helfen dir aber, dich in diesem Dickicht aus teilweise auch widersprüchlichen Informationen zu Recht zu finden.
Das Wichtigste in Kürze
Eins mal vorneweg: Die Regulierungen ändern sich fortlaufend. Wir können also nicht garantieren, ob unsere Informationen immer noch stimmen. Wir legen dir darum den 3-o-clock-Talk im Base Camp des Erratic Rock Hostels wärmstens ans Herz. Nebst den Informationen zu den aktuell geltenden Regelungen wirst du hier auch gleich über den aktuellen Zustand des Trails informiert.
Die Route
Wenn du dich mit der Routenwahl des Torres del Paine befassen wirst, dann wirst du wohl immer auf die folgenden zwei Buchstaben stossen: W und O. Früher ist auch das sogenannte Q noch aufgetaucht, seit Oktober 2016 darf der Weg von der Administration in Richtung Paine Grande nicht mehr gelaufen werden (nur noch umgekehrt). Und umgekehrt ist die Aussicht leider nur halb so toll.


Das W ist der Klassiker aber auch ziemlich überlaufen, da ein Grossteil des Trekks auf Privatland verläuft, wo sich diverse Lodges mit allen Annehmlichkeiten niedergelassen haben: warme Duschen, ein Glas Wein, Gepäcktransport, usw. Wer also der Natur wegen den Park besucht, sollte unbedingt das O laufen.
Das O ist rund 117 km lang und man benötigt dafür ca. 8 Tage. Im hinteren Teil findet man noch viel unberührte Natur, die Zeltplätze sowie die Refugios sind einfacher, dafür sind die Routen etwas anstrengender. Belohnt wird diese Anstrengung aber mit einer atemberaubenden Aussicht auf das patagonische Eisfeld (sofern es denn das Wetter zulässt).

Das Highlight war für uns klar der Sonnenaufgang bei den Torres. Hierfür sind wir rund 1.5 Stunden vor dem Sonnenaufgang (wird jeweils im Camping angeschlagen) aufgestanden und mit so ziemlich sämtlichen Kleidungsstücken im Gepäck im Lichtkegel der Stirnlampe losgelaufen. Oben angekommen hiess es erst einmal warten. Und da weiss man, weshalb man alles warme Zeugs mitgeschleppt hat. Denn so gefroren wie oben beim See hatten wir noch selten mal. Aber die Torres in diesem orangen Licht zu sehen, hat alles Schlottern wieder entschädigt.
Höchster Punkt ist der Paso John Garner mit 1'200 Höhenmetern. Ja und es ist tatsächlich Garner ohne d. Der Zufall wollte es nämlich, dass wir genau zur gleichen Zeit wie dieser John Garner auf dem Paso John Garner waren. Er hat uns dann erzählt, dass sich im Laufe der Zeit ein Schreibfehler in die Karten eingeschlichen hätte. Dieser Pass ist auch gleich die Schlüsselstelle der ganzen Wanderung. Denn hier gibt es oft sehr starke Winde. John meinte, ein Tag, bei dem man auf dem Pass aufrecht gehen könne (so wie wir) sei eher selten der Fall - und der Namensgeber wird dies ja wohl wissen:-).
Startpunkt
Das O darf nur im Gegenuhrzeigersinn gelaufen werden. Du hast zwei Startmöglichkeiten: beim Las Torres Hotel oder bei der Paine Grande Ranger Station. Wir empfehlen dir den Start von der Paine Grande Ranger Station und zwar:
- Dein Rucksack ist deutlich leichter, wenn du die strengste Etappe über den Paso John Garner in Angriff nimmst.
- Im vorderen Teil findest du deutlich mehr Zivilisation. Wenn also was bei deiner Ausrüstung nicht passt, hättest du noch die Möglichkeit was zu ändern, bevor du dann in den abgelegeneren Teil aufbrichst.
- Uns persönlich hat der hintere Teil deutlich besser gefallen (vielleicht, weil man hier noch etwas von der Einsamkeit Patagoniens findet) und wir sparen uns die Highlights eigentlich gerne für den Schluss auf.
Einziger Nachteil ist, dass du so zweimal mit dem Catamaran fahren musst und so dein Abenteuer etwas mehr kostet (vgl. Anreise).
Unsere Routenwahl
Tag | Aktivität / Route | Ungefähre Marschzeit | Übernachtung |
1.Tag
|
Anreise von Puerto Natales Katamaran von Pudeto nach Plaine Grande Wanderung von Paine Grande nach Italiano |
2.5 h Transport: 4 h |
Italiano |
2. Tag |
Wanderung ohne Gepäck zum Británico Lookout, mit Gepäck von Italiano nach Cuernos |
7 h |
Cuernos |
3. Tag |
Wanderung von Cuernos zum Torres Basecamp |
7 h | Torres Basecamp |
4. Tag |
Wanderung zum Sonnenaufgang beim Torres Lookout (ca. 1.5h vor mit Gepäck vom Basecamp zum Las Torres Campingplatz |
3.5 h |
Las Torres Hotel Campingplatz |
5. Tag |
Wanderung vom Las Torres Campingplatz nach Serón |
4 h |
Serón |
6. Tag |
Wanderung von Serón nach Dickson |
8 h |
Dickson |
7. Tag |
Wanderung von Dickson nach Los Perros |
4.5 h |
Los Perros |
8. Tag |
Wanderung von Los Perros über den Paso John Garner nach Grey |
9 h | Grey |
9. Tag |
Wanderung von Grey nach Paine Grande Zurück mit dem Katamaran und Bus nach Puerto Natales |
3.5 h Transport: 4 h |
Puerto Natales |
Orientierung
Die Orientierung ist grundsätzlich einfach, der Weg offensichtlich. Dennoch stellen wir dir hier die GPS-Tracks für das "O" im Torres del Paine Nationalpark zur Verfügung, damit du den Weg auch bei einem plötzlichen Schneesturm finden würdest.
Übernachtungen
Seit Oktober 2016 müssen sämtliche Übernachtungen (Camping und Hütte) im Voraus reserviert werden. Wer den Park betreten will, muss für sämtliche Übernachtungen Reservierungsbelege vorweisen. Wer dies nich kann, dem wird gemäss Angaben der CONAF-Website die Einreise in den Park verweigert. Die verschiedenen Hütten und Campingplätze werden von drei verschiedenen Organisationen betrieben, was das ganze etwas aufwändig und unübersichtlich macht.
Insbesondere lässt die CONAF-Seite (staatliche Campingplätze) keine Mehrfachbuchungen zu. Für jede einzelne Übernachtung musst du dort also deine Informationen nochmals eingeben. Die Jungs uns Mädels vom Erratic Rock empfehlen folglich, die Organisationen direkt per Mail zu kontaktieren.
Die Dienstleistungen der einzelnen Campingplätze unterscheiden sich teilweise stark. Wir haben dir deshalb eine Übersicht erstellt, wo du welche Standards antriffst und welche Organisation für welche Übernachtung zuständig ist. Wenn du mal zu faul zu Kochen bist oder beim andauernden Regen gerne eine Mahlzeit am Trockenen zu dir nimmst, dann steht dir auch immer die Möglichkeit offen, dich im Refugio verpflegen zu lassen.
Name | Zuständige Organisation | Hütte / Refugio vorhanden? |
Einkaufs- möglichkeiten |
Vermietung (Zelt, Schlafsack Isomatte) |
Fazilitäten |
Kosten. (in CLP pro Person) |
Paine Grande | Vertice | ja | grosse Auswahl | ja | warme Duschen, WC, Internet, Kochraum | 6.000 |
Italiano | CONAF | nein | nein | nein | WC, gedeckter Kochunterstand | kostenlos |
Francés | Fantástico Sur | nein | nein | ja | kalte Duschen, WC | 8.500 |
Cuernos | Fantástico Sur | ja | Snacks | ja | warme Duschen, WC, Internet, Kochen nicht erlaubt | 49.500 (inkl. Vollpension) |
Chileno | Fantástico Sur | ja | Snacks | ja | warme Duschen, WC, Internet, Kochen nicht erlaubt | 49.500 (inkl. Vollpension) |
Torres Basecamp | CONAF | nein | nein | nein | WC, gedeckter Kochunterstand | kostenlos |
Las Torres | Fantástico Sur | ja | grosse Auswahl | ja | warme Duschen, WC, Internet | 8.500 |
Séron | Fantástico Sur | nein | Snacks | ja | warme Duschen, WC, Kochunterstand | 8.500 |
Dickson | Vertice | ja | Snacks | ja | warme Duschen, WC | 5.000 |
Los Perros | Vertice | nein | Snacks | ja | kalte Duschen, WC, Kochraum | 5.000 |
Paso | CONAF | nein | nein | nein | WC, gedeckter Kochunterstand | kostenlos |
Grey | Vertice | ja | grosse Auswahl | ja | warme Duschen, WC, Kochraum | 5.000 |
Transport
Anreise
Täglich fahren morgens um 07.30 mehrere Busgesellschaften zum Torres del Paine Nationalpark. Am Nachmittag fahren sie um 14.30 Uhr ab. Die bekanntesten sind Buses Fernandez, Buses Pacheco und Bus Sur. Die Tickets kaufst du am besten gleich im Terminal, wo all diese Gesellschaften eine Verkaufsstelle haben. 2016 hat das Retour-Ticket 15'000 CLP. Die Weiterreise ab dem Parkeingang hängt davon ab, welchen Startpunkt du wählst.
Start beim Las Torres Hotel
- Ausstiegsort: Laguna Amarga (Parkeingang)
- Ankunft: 9.45 bzw. 16.45 Uhr
- Weiterreise: entweder zu Fuss, ca. 90 Minuten Marsch oder mit einem Minibus für 3'000 CLP, ca. 20 Minuten Fahrt (die Buse sind aufeinander abgestimmt)
Start bei der Paine Grande Ranger Station
- Ausstiegsort: Pudeto (Weiterfahrt ab Parkeingang mit gleichem Bus)
- Ankunft: 10.30 bzw. 17.15 Uhr
- Weiterreise: mit dem Catamaran (Kosten einfach: 18'000 CLP; Hin- und Rückfahrt: 28'000 CLP), Abfahrt in der Hauptsaison 09.00, 11.00, 14.00, 16.15 und 18.00 Uhr; ca. 20 Minuten Fahrt
Auf dieser Seite findest du die aktuellen Bus- und Katamaran-Abfahrtszeiten (auf Englisch oder Spanisch). Zu den Katamaran-Abfahrtszeiten findet man ziemlich unterschiedliche Angaben. Du kannst dir aber sicher sein, dass die auf den Busfahrplan abgestimmt sind. Bevor du bei der Paine Grande Ranger Station aufbrichst, würden wir an deiner Stelle nochmals kurz fragen, was denn nun die aktuellen Zeiten sind.
Rückreise
Ende beim Las Torres Hotel
- Von Las Torres Hotel zu Laguna Amarga: entweder zu Fuss, ca. 90 Minuten Marsch oder mit einem Minibus um ca. 14.00 bzw. 18.45 Uhr für 3'000 CLP, ca. 20 Minuten Fahrt (Abfahrtszeiten unbedingt vorher überprüfen)
- Weiterfahrt: Bus ab Laguna Amarga um 14.30 bzw. 19.15 Uhr nach Puerto Natales
Ende bei der Paine Grande Ranger Station
- mit dem Catamaran (Kosten einfach: 18'000 CLP; Hin- und Rückfahrt: 28'000 CLP), Abfahrt in der Hauptsaison 09.35, 11.35, 14.35, 17.00 und 18.35 Uhr; ca. 20 Minuten Fahrt
- Weiterfahrt: Bus ab Pudeto um 13.30 bzw. 19.00 Uhr nach Puerto Natales
Verpflegung / Einkaufen
Wir haben unsere Einkäufe in Puerto Natales getätigt. Nebst Unimarc (einer grossen Supermarktkette) gibt es auch viele kleiner Einkaufsläden, wo man eigentlich alles findet, was man für die Verpflegung unterwegs braucht. Besonders toll fanden wir den Frutos Secos Laden. Dort kannst du deine Vorräte mit diversen getrockneten Früchten und Nüssen aufpeppen.
Bis auf die CONAF-Campsites hat es zudem überall noch einen kleinen Laden, wo man seine Vorräte mit etwas Junk-Food (wie z.B. Chips, Keckse und Instant-Nudeln) auffrischen kann. Beim Torres Hotel gibt’s zudem einen etwas grösseren Laden. Dort haben wir uns (natürlich völlig überteuert) nochmals ein paar Kilogramm Pasta für den zweiten Teil des Trekks gekauft. In den Refugios kann man zudem auch Nacht- und Morgenessen und findet auch am Mittag immer wieder Leckereien wie Crepes oder Sandwiches.
Gas findet man problemlos in einem der vielen Outdoorläden (z.B. hier oder hier).
Sonstiges
Das Wetter im Torres del Paine ist unberechenbar. Nicht selten kommt es vor, dass man alle vier Jahreszeiten an einem Tag erlebt. Darauf solltest du auf alle Fälle vorbereitet sein. Ins Gepäck soll zudem unbedingt auch eine Sonnencrème. Das Ozonloch liegt nämlich genau über dieser Region Chiles.
Alle beteuern immer, dass das Wasser im Torres del Paine Nationalpark eines der saubersten weltweit sei. Dies mag wahrscheinlich stimmen für Quellwasser. Aufgrund des grossen Touristenaufkommens vor allem im vorderen Teil des Nationalparks scheint aber die Infrastruktur etwas an die Grenzen zu kommen. Wir empfehlen folglich aus eigenen Erfahrungen, das Wasser stets zu behandeln. Was auch nicht fehlen darf ist ein Mückenspray. Insbesondere beim Campamento Dickson haben uns die Viecher fast wahnsinnig gemacht.
Praktisch wäre auch ein klein-zusammenfaltbarer, wasserdichter Tagesrucksack. Vor allem im vorderen Teil kann man seine Rucksäcke gut irgendwo deponieren und nur mit etwas Proviant und dem Notwendigsten zum Britanico Lookout im Valle Frances oder dem Mirador Base de las Torres aufbrechen.
Viele Hostels bieten übrigens auch Mietmaterial (so ziemlich alles von Schlafsäcken, Wanderschuhen, Wanderstöcken bis hin zu Zelten) an, falls du nicht alles sowieso schon mitschleppen solltest.
Der Eintritt in den Nationalpark kostet CLP 21'000.- (Stand: März 2017). Bei der Anmeldung am Eingang wirst du auch aufgefordert, deine Passnummer anzugeben. Am besten lernst du diese auswendig oder schreibst sie irgendwo auf, damit du den Pass nicht mitschleppen und im Zelt rumliegen lassen musst. Zudem musst du angeben, wie viele Tage du im Park verbringen wirst. Das ist aber lediglich für die Besucherstatistik. Nach dir wird nicht gesucht, wenn du den Park nicht gemäss angegebenem Datum verlässt. Der Betrag muss in bar gezahlt werden. In der Hauptsaison kannst du auch in US-Dollars oder Euros bezahlen.
Im ganzen Park sind keine offenen Feuer zugelassen. Wenn du selber kochen möchtest, musst du einen Gas- bzw. Benzinkocher mitnehmen. Diesen darfst du aber ebenfalls nur bei den ausgewiesenen Campingplätzen verwenden.
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