Was du in Bärengebieten unbedingt beachten solltest...

Wertvolle Tipps zur Bonney Lake Kanuroute Kanada

Als Raphi mit der Idee kam, mit dem Zelt durch die Wildnis im hohen Norden zu ziehen, war meine Begeisterung nur bedingt gross. Ich hatte Riesenschiss vor Bären. Vor unserer Reise galten diese Tiere für mich als unberechenbar und ich ging davon aus, dass man sogleich sein Todesurteil unterschreibt, wenn man ein Bär aus nächster Nähe sieht. Das dem nicht so ist und man vieles mit seinem eigenen Verhalten steuern kann, weiss ich heute:-) Das Wissen, das ich mir durch Bücher und von Parkrangern, wie auch eigenen Erfahrungen angeeignet habe, möchten wir dir in diesem Artikel gebündelt weitergeben.

 

Eins mal vorweg: Bären haben eigentlich kein Interesse an uns Menschen (in Kanada sterben pro Jahr sogar mehr Menschen bei einer Elch-Attacke als bei einem Bärenangriff). Wir stehen weder auf deren Speiseplan noch werden wir grundsätzlich als Feinde wahrgenommen. Die Prozentzahl an negativen Bärenbegegnungen gemessen an der Gesamtzahl an Kontakt zwischen Mensch und Bär ist äusserst klein. Und bei den meisten negativen Begegnungen ist ein Fehlverhalten des Menschen die Ursache. Dieser Artikel soll dir aufzeigen, wie du letzteres vermeiden kannst (sowohl während dem Campen als auch bei deinen Outdoor-Aktivitäten). Wir möchten hier aber klar festhalten, dass diese Tipps keine Garantie bieten, ein Zusammentreffen zu verhindern. Jedoch helfen, das Risiko zu vermindern.

Tipps zum Campen im Bärengebiet

Regel Nummer eins ist den Kontakt mit Bären überhaupt erst zu vermeiden. Achte dich bei der Auswahl des Zeltplatzes auf Zeichen, die darauf hinweisen, dass sich dort regelmässig ein Bär aufhält. Das können Tatzenabdrücke, Kratzspuren an Baumstämmen, Fellbüschel in Büschen, Bärenkot oder ausgegrabene Wurzeln sein. Anziehungskraft haben natürlich auch Futterquellen. Deshalb achte dich auch darauf, dass keine Beerenbüsche, fischreiche Gewässer oder Tierkadaver in der Nähe sind. Wenn du etwas Auffälliges entdeckst, dann suchst du dir am besten ein anderes Nachtlager.

 

Bären haben eine sehr gute Nase und können Düfte meist kilometerweit ausmachen. Was du definitiv vermeiden möchtest, ist nachts von einer schnuppernden Nase geweckt zu werden. Hierzu solltest du Schlaf-, Koch- und Lagerplatz in einer Dreiecksform anlegen – das sogenannte „Bär“-Muda-Dreieck:-) – und auf alle Fälle verhindern, dass du etwas Duftendes (aus Versehen) mit ins Zelt nimmst. Unter „Duftendes“ fallen Lebensmittel, Abfälle aber auch Kosmetikartikel wie z.B. Zahnpaste. Diese duftenden Gegenstände solltest du bärensicher aufbewahren. Auch sämtliche Utensilien, die du für die Essenszubereitung gebraucht hast, Fischereiartikel und Kleider, die du zum Kochen bzw. Fischen anhattest zählen als duftende Gegenstände! Die Fische nimmst du am besten gleich beim Wasser aus und entsorgst dort die Innereien (Schwimmblase aufstechen). 

Die folgende Bildergalerie zeigt dir die verschiedenen Möglichkeiten einer bärensicheren Aufbewahrung. Bei einzelnen Nationalparks sind nur ausgewählte Aufbewahrungsmethoden zugelassen oder es gibt zeitliche Beschränkungen (z.B. im Yosemite Nationalpark dürfen Autos nur tagsüber als Aufbewahrungsort verwendet werden). Kläre also vorgängig ab, ob in deiner Ziel-Region Vorgaben bestehen.

Übrigens: Das ganze „Aufbewahrungs-Tamtam“ machst du nicht nur wegen dir, sondern vor allem auch wegen den Bären. Denn es heisst „a fed bear is a dead bear“, auf Deutsch: ein gefütterter Bär ist ein toter Bär. Ein Bär, der einmal von Menschen Essen erhaschen konnte, wird zurückkehren und auch aggressiv versuchen an dieses zu gelangen. Diese Bären entwickeln sich zu sogenannten Problem- oder sogar Risikobären, welche ein Gefahr für Menschen darstellen und müssen als Folge oftmals abgeschossen werden.

Tipps zu Aktivitäten im Bärengebiet

Du willst ja wohl kaum die ganze Zeit in deinem Camp verbringen, oder? Auch unterwegs gilt die Regel Nummer eins: zu verhindern, dass es überhaupt zu einer Begegnung kommt. Wie bereits erwähnt, haben Bären kein Interesse an uns Menschen. Wenn sie aber überrascht werden, fühlen sie sich bedrängt.

 

Also mach dich bemerkbar: mach Lärm, rede, singe,... Alles ist erlaubt, Hauptsache, die Bären hören dich. Am besten ist die menschliche Stimme, aber auch ein Bärenglöcklein das ununterbrochen klingelt, kann helfen, dich anzukündigen und dem Bär genügend Zeit zu geben, das Weite zu suchen Gruppen haben hier Vorteile. Noch wichtiger wird das Lärm machen, wenn du an einem lauten Gewässer bist oder Gegenwind hast, denn dann kann dich der Bär nicht riechen.

 

Die meisten Begegnungen können so vermieden werden. Sollte es dennoch zu einem Kontakt kommen, gilt es sich je nach Situation richtig zu verhalten. Sei stets aufmerksam (und extra aufmerksam, wenn du Bärenspuren wie Kot, Fussabdrücke usw. entdeckst) und beobachte dein Umfeld. Je wachsamer du bist, desto mehr Zeit hast du, richtig zu reagieren.

 

Von meinem ersten Besuch in Alaska habe ich mitgenommen, dass man sich bei einem Grizzly totstellen und bei einem Schwarzbären zurückkämpfen soll. Ein Ranger vom Kluane Nationalpark in Kanada, ein Nationalpark der für seine Grizzly-Dichte bekannt ist, hat uns aber ans Herz gelegt, die Reaktion am Verhalten des Bären auszurichten. Mit folgender Begründung: es ist aus der Distanz nicht immer einfach zu erkennen, um welche Bärenart es sich handelt. Statistisch gesehen, attackieren Schwarzbären eher selten aus Abwehr. Aber es kann vorkommen und dann kann die Entscheidung, zurückzukämpfen, verheerend enden.

 

Viel eher soll also zwischen zwei unterschiedlichen Bärenverhalten unterschieden werden: defensiv (engl. defensive) und offensiv (engl. predatory).

 

Der defensive Bär fühlt sich, seine Kinder oder sein Fressen durch den Menschen bedroht. Dein Ziel sollte es also sein, für den Bären möglichst unbedrohlich zu wirken. Der offensive Bär hingegen, ist an deinem Essen interessiert oder in den seltensten Fällen an dir selbst. Hier wirkt eine beruhigende Stimme nichts. Du musst ihm vielmehr klar machen, dass du stärker bist als er. Wenn es zu einem Angriff kommt, gilt es mit allen Mitteln, die dir zur Verfügung stehen, zu kämpfen. Ob es sich um einen defensiven oder offensiven Bär handelt, siehst du an seiner Körpersprache. Ein defensiver Bär ist gestresst und macht diesem Stress Ausdruck z.B. durch zurückgelegte Ohren, Gähnen, Schnauben, Speicheln, Brüllen, Stampfen und Scheinangriffen. Es kann auch sein, dass er sich aufstellt, um die Bedrohung besser zu sehen. Ein offensiver Bär hingegen hat seine Ohren und seinen Blick starr auf dich gerichtet.

 

Egal, ob sich der Bär defensiv oder offensiv verhält, versuche niemals davon zu rennen. Bären können bis zu 50km/h schnell sein, da hast du keine Chance. Auch auf einen Baum zu klettern, bringt dir nicht viel. Schwarzbären sind sehr gute Kletterer und Grizzlys wurden auch schon auf Bäumen gesichtet. Bären sind auch gute Schwimmer. Also auch auf einer Flussinsel bist du vor Bären nicht sicher.

 

Rüste dich mit einem Pfefferspray aus und trage diesen immer griffbereit (nicht im Rucksack). Ein Pfefferspray wirkt aber nicht präventiv, sondern nur aus nächster Nähe. Setze ihn also nur ein, wenn der Bär unmittelbar vor dir ist bzw. zum Angriff ansetzt. Bei Gegenwind setzt du ihn besser nicht ein, da dann eher du selbst anstatt der Bär ausser Gefecht gesetzt wirst.

 

Deine Reaktion sollte sich am Verhalten des Bären ausrichten.  Unser Entscheidungsbaum zeigt dir, wie du dich in den einzelnen Situationen verhalten solltest, um eine Eskalation zu vermeiden. Am besten du verinnerlichst dir das, denn in einer Ernstsituation wirst du kaum Zeit haben, Schritt für Schritt danach zu handeln und nachzulesen:-)

Hier nochmals das Wichtigste in Kürze:

  • Rüste dich entsprechend aus: Trillerpfeife, Pfefferspray und bei Bedarf eine bärensichere Aufbewahrungsmöglichkeit
  • Informiere dich vorgängig über die lokalen Besonderheiten
  • Sei konsequent im Umgang mit duftenden Gegenständen (Stichwort: "Bär"-Muda-Dreieck, bärensichere Aufbewahrung)
  • Behalte bei einer Begegnung deine Nerven
  • Lerne das Verhalten der Bären zu deuten und sei dir bewusst, wie du darauf zu reagieren hast (Stichwort: defensives und offensives Verhalten, vgl. Entscheidungsbaum)


Kostenloser Download: Lade dir unsere beiden Infografiken als pdf-Datei herunter.

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Wertvolle Tipps zum Campen im Bärengebiet
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Entscheidungsbaum bei Bärenbegegnungen
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Weiterführende Literatur:



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Kommentare: 1
  • #1

    Amelie Böttcher (Sonntag, 08 Dezember 2019 18:06)

    Was soll man machen wenn der Bär
    Dich gebissen hat?